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Stadt Freudenberg am Main (Druckversion)

St. Laurentius – früher Pfarrkirche, heute Friedhofskapelle

Die Freudenberger Friedhofskapelle, dem hl. Laurentius geweiht, ist höchstwahrscheinlich die erste Pfarrkirche Freudenbergs, mit Sicherheit aber die Kirche der Siedlung Lulingeseit ( Lullingeshceith/ Lullingescheid), die urkundlich erstmals 1159 erwähnt wird.

Nach 1246 taucht das Dorf urkundlich nicht mehr auf. Es ist anzunehmen, daß sich die Bewohner des Dorfes in den Schutz der um 1200 begonnenen, inzwischen fertiggestellten Burg „Frouwdeberch“ begaben. Dieser, von den erweiterten Ringmauern der  geweiht Burg umschlossene Ort, hieß von nun an wie die Burg selbst „Freudenberg“. Die Kirche, dem hl. Laurentius“ geweiht ist umschlossen von einer Mauer, die in großen Teilen der originalen Mauer des ehemaligen Kirchhofes entspricht..

Friedhofskapelle
Friedhofskapelle

Das Eingangsportal des Friedhofes ist geschmückt mit einem Relief des hl. Laurentius, flankiert von zwei Betenden. Die Inschrift auf der rechten Seite gibt darüber Auskunft, dass Freudenberg im Jahre 1613 „aus der lutherischen Sekte zum katholischen und rechten Gottesglauben durch den Verdienst und Eifer des erlauchten Fürsten Julius zurückgeführt wurde. „ Im Jahre 1611 vom Feste des hl. Michael bis wieder zu demselben Feste hat die Pest in Freudenberg über 500 Menschen hinweggerafft. Darum ist 1613 der Friedhof erweitert worden“, liest man in der linken Inschrift. Über den beiden Tafeln sieht man das Reliefbild des hl. Laurentius mit dem Rost in der linken und einem Buch in der rechten Hand. Daneben links und rechts zwei bittende Figuren, darüber die Jahreszahl 1452. Alles unter einem spätgotischer Baldachin.

Romanisch ist das niedrige Hauptportal an der Westfassade, dessen nördlich Kämpfer die Jahreszahl MCIL = 1149 trug. An der Nordseite befinden sich aus dieser Zeit ein kleiner und ein größerer Eingang und romanische Fensterbögen. Im Inneren der Kirche der Triumphbogen, die Altarnische und an der Nordseite ein Rundbogenfenster. Aus der Frühgotik stammen das Kreuzgewölbe und der Chor, ebenso drei Fenster mit Maßwerk. Einem Zufall ist es zu verdanken, dass Wandmalereien an den Innenwänden entdeckt wurden und erhalten werden konnten. Sie stammen vermutlich aus der Zeit um 1290 bis 1340. In zwei übereinander liegenden Bilderreihen sind biblische Szenen dargestellt, die an der linken Wand beginnen, über die Wand des Chores verlaufen und sich an der rechte Wand fortsetzen. Die älteste Malerei der Kirche, vermutlich aus 1290, ist an der rechten Wand zu sehen, es ist die Darstellung der Geißelung Christi. Von den meisten Malereien ist heute nur noch die rötelfarbene Vorzeichnung, Schwarz als Binnenfarbe und Ocker erhalten. Alle übrigen, einst sicher vorhandenen Farben sind heute verschwunden.

In den vier Deckennischen des Kreuzgewölbes sind vier Engel dargestellt. An der Ostseite ein spätgotisches Fenster mit Malereien aus dem 15. Jahrhundert, die Heilige darstellen; am Rand des Chores die Krönung Mariens aus der gleichen Zeit. Innerhalb der Kirche befinden sich an der Südseite (rechte Seite) das Grabmal der Magdalena Haberkornyn von 1493, daneben ein Gedenkstein mit Engelsköpfen von 1612 und im Chorraum an der nördlichen Wand ein reiches Barockepitaph von 1611. An der Nordseite ( linke Seite) steht eine Innenkanzel aus dem Jahre 1617, deren Reliefornamente mit denen der Außenkanzel übereinstimmen, daneben eine Gedenktafel aus dem Jahre 1672. Außen befinden sich zahlreiche Grabsteine und an der Südseite die Außenkanzel mit einer stark verwitterten Inschrift, datiert vom 1.8.1665 und dem Hinweis, dass diese Kirche die Mutter- oder Pfarrkirche Nylscheidt (vermutlich soll das Lullingescheid heißen) genannt wird.

An der gleichen Seite das große Epitaph des Johannes Paulus Schneider, „Zöllner und des Raths allhie“ von 1658. Es zeigt die Himmelskönigin mit dem Jesuskind auf der Mondsichel, von Engelsköpfen umgeben, in der rechten Hand das Zepter darunter die betende Stifterfamilie. Über dem Gesims sieht man Gottvater mit der Weltkugel in der linken Hand, die rechte segnend erhoben. Von ihm geht der hl. Geist in Gestalt einer Taube aus. Flankiert wird die kniende Stifterfamilie rechts von der Kardinaltugend der „Nächstenliebe“ (caritas), links von einem Mann mit Hut, einem Steinmetzmeister oder vielleicht der Tugend des „Fleiß“ (industria)

Bereits die Eltern des Stifters waren in Freudenberg durch Fleiß zu Ehren und Wohlstand gekommen. Ansehen, das nicht verhindern konnte, dass man die Mutter des Stifters als Hexe verbrannte. Die Inschrift besagt, daß Johann Paulus Schneider dieses Epitaph für seine Frau Anna, seine Kinder Adam-Franziskus und Maria und für seinen Vater Jeremias und dessen Frauen Anna und Luzia, errichtet hat. An der Ostseite  erinnert das Grabmal der Katharina Leykauff von 1582 daran, dass Freudenberg einst fast 100 Jahre lang evangelisch war. Katharina Leykauff war die Frau des evangelischen Pfarrers Leykauff, der von 1575-1600 die Pfarrei führte. 1964 wurde eine Leichenhalle mit Nebenräumen errichtet, die Kirche sollte als Aussegnungshalle dienen, die barocke Ausstattung wurde entfernt.

Gruppenführungen sind auf Anfrage möglich

Sie können die Kapelle auch ohne Führung besuchen. Den Schlüssel für die Kapelle erhalten  sie in der Gärtnerei Schneider, im Car- Wash-Center Hac  (beide an der Hauptstrasse) und im Café-Restaurant Badesee (Mühlgrundweg)

Quellen: Eugen Mai, Geschichte der Stadt Feudenberg am Main, 1908; Susanne und Johannes Eules, der alte Freudenberger Friedhof, Miltenberg 1991, Helmuth Lauf, Bausteine lebendigen Glaubens, 1997;

Text: Caroline Becker
Bilder: Franz Hofmann, Caroline Becker

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