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Stadt Freudenberg am Main (Druckversion)

Der Freudenberger Wald

Auf ca. 60% der Gemarkungsfläche der Stadt Freudenberg steht Wald von vielen verschiedenen Eigentümern. Diesen Wald teilen sich die Stadt Freudenberg, ein Fürst und ein Graf. Weitere 2500 kleinere Flurstücke sind im Besitz von 800 Einzelpersonen, Familien oder Erbengemeinschaften. Allein die Waldfläche der Stadt Freudenberg beträgt 1.017 ha.

Um das Jahr 1800 existierte in Freudenberg ein reiner Laubwald aus Eiche und Buche, der häufig als Niederwald zur Brennholzgewinnung bewirtschaftet wurde. Zusätzlich wurde damals noch das Vieh zum Weiden in den Wald getrieben. Aus dieser Zeit stammen viele unserer Wegenamen oder Ortsbezeichnungen, wie Viehweg, Triebweg, Mautersbrunnen oder Sauställe. Die Folgen dieser Nutzungsart waren eine katastrophale Verarmung der Böden und der Flora.

Aus diesem Grund wuchs um das Jahr 1900 im Freudenberger Wald nur noch die anspruchslose Kiefer, die in (heute verbotenen) riesigen Kahlschlägen bis 1925 genutzt wurde. Die Streunutzung, also das Einsammeln des Laubes als Winterfutter für das Vieh, hielt aber bis Ende der 1950er Jahre an. Heute wachsen im Freudenberger Wald wieder pro Stunde ca. 0,6 Fm (Fm=Festmeter=m3) Holz, oder 14,4 Fm pro Tag oder 5.256 Fm pro Jahr. Die Bank vor dem Rathaus hat die Maße 5m x 0,45m x 0,45m und damit das Volumen von einem Fm Holz. Dort ist folgender Text aufgedruckt: Diese Menge Holz wächst im Stadtwald Freudenberg in 100 Minuten nach. (s. Bild u.r.)

Stadtwald Freudenberg
Stadtwald Freudenberg

Der durchschnittliche Einschlag im Stadtwald liegt bei 5.200 Fm/Jahr. Dies entspricht exakt der Menge an Holz, die jedes Jahr im Wald nachwächst. Das bedeutet, es wird jedes Jahr tatsächlich nur soviel Holz geerntet wie nachwächst. Nach dem Gebot der Nachhaltigkeit bleibt somit die Gesamtholzmenge des Waldes über die Jahre konstant erhalten.  Diese nachhaltige Holznutzungsmenge von 5.200 Fm/Jahr entspricht einem Holzstapel von 1 Meter Breite, 2 Meter Höhe und 2,6 Kilometer Länge! Um eine solche Menge transportieren zu können, benötigt man mindestens 200 Lastwagen.

Der Freudenberger Wald steht hauptsächlich auf Buntsandstein, vom Maintal bis in die Hochlagen mit fast 400 m Höhenunterschied. Im oberen, mittleren und unteren Buntsandstein finden sich oft spektakuläre Verwitterungsformen, so zum Beispiel die “ Hohen Steine” in Boxtal oder die “Hohen Felsen” in Freudenberg. Die meisten unserer Bäume sind zwischen 1 und 180 Jahre alt. Eine heute alte Kiefer war also im Jahr 1830 noch ein kleiner Keimling. In der Zeit ihres Wachstums konnte die Kiefer so manches erleben: Die Erfindung der Dampflokomotive, des Automobils, des Telefons, der Glühbirne, des Fernsehens und zuletzt des Computers und des Internets. Während eines solchen langen Baumlebens haben in unserem Wald zahlreiche Generationen gearbeitet und ihn geprägt.

Wir ernten heute die Früchte der Arbeit unserer Vorfahren, und genauso ist es unser Ziel unseren Nachkommen einen gesunden Wirtschaftswald zu hinterlassen. In der Forstwirtschaft bezeichnet man dies als den sogenannten “Generationenvertrag”. Der Wald der Stadt Freudenberg ist geprägt durch einen sehr hohen Anteil von Steillagen (66%) und damit hohen Arbeitskosten, da in diesem Steilgelände keine normalen Forstmaschinen eingesetzt werden können. Viele Arbeiten können nur mit Hilfe von Harvestern, Seilkränen und anderen Spezialmaschinen durchgeführt werden. 

Im Stadtwald sind ca. 80 km befahrbare Waldwege vorhanden, davon sind ca. 36 km ganzjährig von LKWs befahrbar. Dominierende Baumarten sind die Kiefer mit einem Flächenanteil von 28% und die Buche mit einem Flächenanteil von 25%. Einen hohen Anteil der Fläche nimmt der Bodenschutzwald ein (Schutz der Bebauung, Straßen). Hierbei ist vor allem eine gezielte Bewirtschaftung der überwiegend mit Kiefer bewachsenen Steilhanglagen zur Stabilisierung des Baumbestandes notwendig. Der Wald stellt einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Neben den Kernaufgaben Holzernte, Waldpflege, Walderneuerung und - speziell in Freudenberg sehr ausgeprägt - die Verkehrssicherheit entlang der Straßen und Bebauung wurde auch viel in den Wegebau und -erhalt investiert. Auf diese Weise konnte die Qualität der Wanderwege im Verlauf der Jahre maßgeblich verbessert werden. In früheren Jahren galt der Waldbesitz einer Stadt als “Sparkasse”, wichtige Vorhaben und Anschaffungen konnten mit einem “außerordentlichen Hieb” teilfinanziert werden. Besonders gute Bäume ließ man oftmals stehen um Material für einen besonderen Hieb in Vorhaltung zu haben. Derart herangewachsene Bäume konnten dann gefällt werden, wenn man Geld brauchte. Heute ist der Wald Wirtschaftsfaktor und Erholungsgebiet für die Bevölkerung und für den Fremdenverkehr. Zahlreiche Fern- und Rundwanderwege führen durch den Stadtwald. So beginnen und enden hier die überregionalen Wanderwege “Panoramaweg Liebliches Taubertal” und der “Nibelungensteig”. 

Text: Lars Kaller, Revierleiter, Caroline Becker
Fotos: Lars Kaller 

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