Hauptbereich
Familienfreundlichkeit = die Zukunft einer Kommune
Die bisher oft als Schlagworte verwendeten Worte Familien- und Kinderfreundlichkeit erhalten heute eine andere Wertung, denn sie werden zu einem entscheidenden Wohnortsfaktor. Eine familienfreundliche Umgebung entwickelt sich nicht von selbst. Sie ist auf die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen vor Ort angewiesen, die die Zukunftsentwicklung einer Gemeinde beeinflussen. Entscheidend ist hierbei, daß die städtischen bzw. politischen Gremien neue Gestaltungsmöglichkeiten innerhalb einer Stadt rechtzeitig planen, um ein attraktives Umfeld für junge Familien und den Ort zu schaffen.
Viele Kommunen haben inzwischen erkannt, daß Familienpolitik mit Wachstumspolitik einhergeht. Aus mittel- und langfristiger Sicht ist die wirtschaftliche Entwicklung einer Gemeinde von den quantitativen und qualitativen Angeboten abhängig. Inzwischen hat man jedoch erkannt, daß für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf familienfreundliche Bedingungen wie z.B. Kinderbetreuung eine zentrale Rolle spielen. Eltern stellen vor der Familiengründung relativ hohe Ansprüche an ihre Lebensumstände, denn sie wollen ihrem Kind möglichst optimale Bedingungen bieten.
Gerade deshalb ist Familienfreundlichkeit kein Luxus mehr, sondern ein existentiell wichtiger Faktor.. Dies muss bei kommunalen Entscheidungen stärker berücksichtigt werden, was der Gemeinderat bereits mit seiner Stadtplanung ab 2000 begonnen hatte und mit der neuen Stadtentwicklung 2018 konsequent fortführt.
Leitbild
Um die Lebensqualität für Familien zu verbessern ist Einfühlungsvermögen und familienbewusstes Denken Voraussetzung. Jeder, der selbst eine Familie hat, kennt die Probleme und weiß, was für ein gutes Familienleben notwendig ist.
Kinder zu haben muss wieder als Bereicherung und nicht ausschließlich als Belastung gesehen werden.
Bereits seit 2007 gibt es eine Orientierungshilfe für Gemeinden, die sogenannte „Handreichung Familienfreundliche Kommune“. Diese beinhaltet insgesamt 11 Handlungsfelder, welche sach- und fachgerechte Bewertungskriterien definiert.
Jede Kommune - abhängig von ihrer Größe und ihrer Zielsetzung - kann ihre eigenen Zielvorgaben erstellen und umsetzen. Die Prioritätensetzung einer großen Kommune liegt oftmals ganz anders als die einer kleinen bzw. ländlichen Kommune.
Handlungsfelder
Insgesamt gibt es 11 Handlungsfelder.
1. Kommunalverwaltung
2. Standortfaktor Familienbewusste Kommune
3. Vereinbarkeit von Beruf und Familie
4. Migration, Integration, interkulturelle Öffnung
5. Förderung und Unterstützung der Familie
6. Frühe Bildung, Betreuung und Erziehung
7. Bildung, lebenslanges lernen
8. Wohnen, Wohnumfeld, Verkehr
9. Freizeit und Kultur
10. Älter werden, Beziehungen der Generationen
11. Kommunale Gesundheitsförderung
Definition Familie
Um den Begriff "Familienfreundlich" im heutigen Sinne zu verstehen, ist eine zeitgemäße Definitionserklärung wichtig.
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend definiert es wie folgt: „Familie ist als Netzwerk von Menschen zu begreifen, die zusammen in einem oder in mehreren verwandtschaftlich und generationenübergreifend miteinander verbundenen Haushalten leben."
Diese Definition spiegelt die heute realen, sehr unterschiedlichen und vielfältigen Lebens- und Beziehungsformen von Eltern und Kindern wieder und bietet gerade dadurch eine breite Grundlage für zielgerichtete familien- und kinderfreundliche Maßnahmen.
Ziele familienbewussten Denkens und Handelns
Familienbewusstes Denken und Handeln braucht Zielsetzungen an Lebensqualität für Familien. Dem Prädikat selbst liegen insgesamt rund 100 Zielsetzungen aller 11 Handlungsfelder zugrunde. Das Auswahlangebot ist daher sehr vielfältig und großzügig gehalten.
Jeweils die Hälfte der Ziele sind entweder „Standard“ oder „Perspektiv-Ziele“.
Entscheidung für Bewerbung
Der Gemeinderat der Stadt Freudenberg beschloss in seiner Sitzung am 13.01.2020, sich um das Prädikat Familienbewußte Kommune Plus zu bewerben.
Das Landleben, welches bisher für viele uninteressant war, hat in den letzten Jahren viele positive Aspekte dazugewonnen und läßt viele ihre Wohnortswahl überdenken. Künftig werden deutlich mehr Menschen aus der Großstadt aufs Dorf ziehen, da das ländliche Leben - auch durch den digitalen Wandel der letzten Jahre - neue Anreize für das Landleben bietet.
Viele Menschen wünschen sich heute ein echtes Heimatgefühl, eine naturnahe Umgebung oder einfach nur Raum zum Leben ohne die einengende Umgebung einer Großstadt.
Die bisherigen Vorteile des Stadtlebens sind für viele nicht mehr die wichtigsten Voraussetzungen für den Wohnort, inzwischen sind Homeoffice und flexible Arbeitszeitgestaltung ein hochwertiger Ausgleich.
Familien- und Kinderfreundlichkeit
Was bedeutet dies HEUTE?
Es gibt bisher keine einheitliche Definition, weil die Rahmenbedingungen des Familienlebens und damit die Bedürfnisse und Interessen von Familien sehr unterschiedlich sind. Kriterien für Familienfreundlichkeit müssen jeweils individuell entwickelt werden. Familien- und Kinderfreundlichkeit ist eine nachhaltige soziale Entwicklungspolitik. Sie soll Familien, Kinder, Jugendliche, ältere Menschen und ihre familialen Netzwerke langfristig sichern, neue soziale Strukturen zulassen und Entwicklungskompetenzen ermöglichen.
Kommunale Maßnahmen und Entwicklungen müssen nicht nur technische, wirtschaftliche und ökologische, sondern auch soziale Aspekte in Einklang bringen.
Ein familienfreundliches Lebensumfeld, entsprechende Wohnbedingungen, familienergänzende Infrastruktur, kurze Wege zur Arbeit bzw. zu Behörden sind gefragt. Gerade hier bei uns gibt es durch die örtlichen Gegebenheiten gute Nachbarschaften, Hilfsbereitschaft und Zusammenarbeit, was alle unsere Neubürger zu schätzen wissen.
Das Qualitätsprädikat Familienbewußte Kommune PLUS ist ein Angebot an die Kommunen im Land.
Zertifizierung
Das positive Ergebnis der Qualitätsprüfung wird der Kommune mit einem mehrseitigen Ergebnisbericht schriftlich übermittelt. Die Ergebnisse werden zu jedem Handlungsfeld und zu den Qualitätsabschnitten der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität erläutert.
Das Gesamtergebnis beinhaltet Empfehlungen zur weiteren Entwicklung der Kommune, die am örtlichen Bedarf orientiert ist und soll bei der Zukunftsplanung unterstützen.
Das breit gefächerte Angebot der Handlungsfelder gibt jeder Kommune nicht nur eine große Auswahl sondern auch genügend Spielraum, um sich selbst zu definieren und die Vorstellungen, die zur Kommune passen bzw. für diese wichtig sind, umzusetzen.
Gültigkeitsdauer
Das Qualitätsprädikat ist für vier Jahre gültig, denn durch den kontinuierlichen Verbesserungsprozess der Kommune entspricht der geprüfte Status spätestens nach Ablauf dieser Zeit nicht mehr dem bisherigen Stand.
Wir vor Ort
Der Aufbau von lokalen Netzwerken wie Bürgercafes, Arbeitskreise, Familienbeirat oder Seniorenbeirat fördern die Zusammenarbeit von familienpolitisch Aktiven, Kommunen, Kirchen, Verbänden und Wirtschaft mit dem Ziel, die örtlichen Rahmenbedingungen für Familien zu verbessern. Die familienbezogenen Angebote und Leistungen können so stärker miteinander vernetzt und Familienbelange in allen Bereichen dauerhaft verbessert werden. Die Ausgangsbedingungen für die Gestaltung der Vernetzungen sind unterschiedlich. Sie sind abhängig von der Größe der Kommune, den Möglichkeiten und den familienbezogenen Bedarfslagen.
Ein gutes Beispiel für Familienfreundlichkeit sind Mitmach-Aktionen bei der Neugestaltung von Spielplätzen, Schulhöfen u.s.w. - durch solche Aktionen entsteht oftmals eine neue Form des Zusammenhaltes und es bilden sich neue Freundschaften, was zu einem positiven Heimat/Wohnortgefühl beiträgt.
Die Stadt Freudenberg hat hier mit dem Angebot des Familienbüros bereits vor Jahren einen sehr wichtigen Schritt in die richtige Richtung getan.
Hier geht es zur Präsentation des Familienbüros
Quellenhinweis:
Präsentation Familienbüro, Fr. Kemmer-Maier, erh. am 27.04.2020
Auszeichnung Familienbewußte Kommune plus
Auszeichnung Familienbewußte Kommune plus am 02.06.2022 in Ebenheid anläßlich der Übergabe des Jugendraumes durch Sabine Kurtz, Staatssekretärin im Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz an Bürgermeister Roger Henning.
Copyright:
Fotos: F. Hofmann, M. Zängerlein
Text/Gestaltung: S. Bechtold