Hauptbereich
Mainstraße / Mainviertel - neue Lebensqualität für alle
Bei der Mainstraße handelte es sich um einen parallel zu Main und Hauptstraße verlaufenden Straßenzug, der zeitgleich mit dem Mainvorland im 19. Jahrhundert ausgebaut wurde. Hier ist der Abschnitt südlich der Mainbrücke durch eine regelmäßige, dichte und über der Stadtmauer errichtete 2-3 geschossige, trauf- bzw. giebelständige Gebäudereihe des 16.-20. Jh. geprägt, der nördliche Abschnitt insgesamt vorstädtischer, mit 1-2 geschossigen, oft ehem. kleinbäuerlichen Anwesen und Nebengebäuden des 18.-20. Jh. bebaut.
Die Mainstraße diente früher als Straße bzw. Freifläche als Floßplatz u.a. Hier befindet sich auch ein ganz außergewöhnliches Kulturkleindenkmal: die Mariensäule, sog. Meerstern aus Sandstein von 1782, ursprünglich vor südlicher Flutmauer stehend, nachträglich auf Mauer versetzt.
Das Mainviertel liegt zwischen Haupt- und Mainstrasse im Mainvorland. Es handelt sich um die an die mittelalterliche Stadtmauer anschließende Bebauung, die als Teil der Burgbefestigung den ältesten Teil der Stadt darstellt und die flussseitige Stadtansicht prägt.
Umbauten an den Wohnhäusern und Neubauten von Schuppen und Garagen bewirkten, dass die historische Stadtanlage mit ihrer Befestigung kaum noch wahrnehmbar war. Ein Erbrecht, das Hauser und Grundstücke in kleinste Einheiten unterteilte, bewirkte, dass sowohl Gebäude als auch Grundstücke vor der Stadtmauer kaum noch nutzbar waren.
Mainviertel und Hochwasserschutz bedeuteten einen großen Eingriff in das vorhandene Stadtbild. Das alte Mainviertel und zeitgemäßer Schutz vor Überflutungen – wie kann man historisches und modernes Bauen verbinden und die Anwohner auch dafür begeistern? Das Architekturbüro mußte viele Schwierigkeiten überwinden und ein für alle tragbares Konzept erstellen. Im Rückblick ist es ein voller Erfolg, der jedoch viele Hürden überwinden mußte.
Die Entwicklung des sogenannten Mainviertels erfolgte zeitgleich mit dem Bau des Hochwasserschutzes und erstreckte sich über den Zeitraum von 2000 - 2006.
Fotos: Franz Hofmann
Text / Gestaltung: Sylvia Bechtold
Lebenswert umgestaltet
Alte Kleinstädte mit ihren Altbauten haben eine Vergangenheit und können viele Geschichten erzählen. Sie sind Zeugnis der Vergangenheit und haben ihre ganz eigene Attraktivität. Vielen Menschen gefällt diese besondere Romantik. Außerdem sind Altbauten oft kostengünstig, da man Erweiterungen oder Änderungen machen kann, wenn dies finanziell passt. Allerdings beherbergen sie jedoch auch versteckte Gefahren. Veraltete Elektroinstallationen, morsche Balken, fehlende Isolation der Wände, Schädlingsbefall, Denkmalschutz und vieles mehr.
Die städtebauliche Neuordnung war hier ein gravierender Eingriff in den Altbestand, jedoch zeitgleich auch ein positiver Anstoß in eine neue Richtung. Viele Bewohner nutzten die Gelegenheit, um auch weitere Maßnahmen baulich umzusetzen und ihr Lebensumfeld aufzuwerten.
Mit der städtebaulichen Neuordnung wurden folgende Ziele realisiert und damit eine nachhaltige Zukunftsentwicklung sichergestellt:
- Komplettabriss Nebengebäude / Anbauten vor der Stadtmauer
- Freilegung / Sanierung der Stadtmauer
- Neuordnung der Eigentumsverhältnisse
- Neubau von Terrassen / Nebengebäuden vor der Stadtmauer
- Sanierung / Umbau Wohnhäuser hinter der Stadtmauer
- Neugestaltung der Freianlagen vor der Stadtmauer
Das Stadtbild wurde hierdurch insgesamt positiv verändert, die Wohnqualität wurde gesteigert und das Lebensumfeld erhielt eine neue Wertigkeit.
Fotos: Franz Hofmann
Text / Gestaltung: Sylvia Bechtold
Nur durch Zusammenarbeit möglich
Das Projekt wurde durch eine hohe Zahl an Beteiligten geprägt. Alle aus der Planung resultierenden Veränderungen erfolgten unter Zustimmung der Anlieger. Um die baulichen Veränderungen möglichst kostengünstig für die Anlieger zu gestalten, wurden die Neubauten unter Verwendung von modularen Elementen realisiert.Planung und Realisierung erfolgte in engster Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt, da die Altstadt Freudenberg als Gesamtanlage unter Denkmalschutz steht.
Der gesamte Prozess der Stadtsanierung in Freudenberg orientierte sich am Wohl der Bürger und Besucher. Die Fachkunde der Planer war hier sehr wichtig, ebenso unverzichtbar war aber auch das historisch gewachsene Wissen der Einheimischen bzw. Einwohner. Die Umsetzung eines solchen Großprojektes ist nur gemeinsam mit den Bürgern zu verwirklichen, denn nur wenn sie bei der Gestaltung mitreden können, identifizieren sich die Betroffenen mit der Stadterneuerung.
Die Stadt Freudenberg konnte mit ihrem Vorgehen die Einwohner mit einbinden und alle sind heute gemeinsam auf das Erreichte stolz. Freudenberg hat sich zu einem attraktiven touristischen Anziehungspunkt entwickelt, was durch die gemeinsame Stadterneuerung ermöglicht wurde.
Fotos: Franz Hofmann
Text / Gestaltung: Sylvia Bechtold