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Aufnahmen zur Verfügung gestellt von Franz Hofmann
Freudenberg am Main früher - Hochwasserüberflutungen mit großer Schadensfolge für die EinwohnerBildergalerien Hochwasser
Hochwasserschutz – Erläuterung
Vor Errichtung des Hochwasserschutzes wurde Freudenberg regelmäßig von Hochwassern mit Überschwemmung großer Teile der Alt- und Neustadt heimgesucht. Um eine kostengünstige Lösung zu erhalten, wurden so wenig mobile Elemente wie möglich vorgesehen und eine maximale Elementhöhe von 1,70 m nicht überschritten.
Der stationäre Grundschutz ist so ausgelegt, dass der Aufbau mobiler Schutzelemente nur in größeren Zeitintervallen notwendig ist. Um einen stationären Schutz gegen ein „Jahrhundert-Hochwasser“ zu errichten, müsste eine Mauer mit einer Höhe von zirka vier Metern gebaut werden. Da hierdurch jeder Sichtbezug zum Main verloren ginge, wurde eine alternative Konzeption erarbeitet.
Die bestehende Mainstraße und das Mainvorland werden angehoben. Dies ist möglich, da die hinter der Stadtmauer liegenden Gebäude über dem jetzigen Straßenniveau liegen. Die Garagen, die im Lauf der Zeit mehr oder weniger wild vor der historischen Stadtmauer entstanden sind, werden ebenfalls angehoben und die mainseitige Stadtansicht in diesem Zuge neu geordnet. Hier liegt ein Synergieeffekt mit den Zielen der Stadtsanierung. Entlang der Uferpromenade kann, je nach Überschwemmungshöhe, ein Hochwasserschutz durch mobile Elemente bis zu einer Höhe von HW 100 errichtet werden.
Die Mainwiese wurde ähnlich der Ausgangssituation erhalten. Da das Mainufer durch das Anheben des Uferbereiches in seiner Zugänglichkeit eingeschränkt wird, wurden die historischen Viehtränken, die noch in Resten vorhanden waren, ausgebaut, wodurch in Verlängerung der Altstadtgassen Zugänge zum Fluss geschaffen wurden.
Hochwasserschutz System Mobil
Hochwasserschutz - Entwicklung des Mainviertels - Erläuterung
Als Mainviertel wird die an die mittelalterliche Stadtmauer anschließende Bebauung bezeichnet, die als Teil der Burgbefestigung den ältesten Teil der Stadt darstellt und die flussseitige Stadtansicht prägt. Die im Laufe der Zeit entstandenen Umbauten an den Wohnhäusern und die Neubauten von Schuppen und Garagen bewirkten, dass die historische Stadtanlage mit ihrer Befestigung kaum noch wahrnehmbar war. Ein Erbrecht, das Häuser und Grundstücke in kleinste Einheiten unterteilte, hatte zur Folge, dass sowohl Gebäude als auch Grundstücke vor der Stadtmauer kaum noch nutzbar waren. Mit der städtebaulichen Entwicklung wurden folgende Ziele realisiert:
- Komplettabriss der Nebengebäude vor der Stadtmauer
- Freilegung und Sanierung der Stadtmauer
- Neuordnung der Eigentumsverhältnisse in nutzbare Einheiten
- Neubau von Terrassen und Nebengebäuden vor der Stadtmauer
- Sanierung / Umbau der Wohnhäuser hinter der Stadtmauer
- Neugestaltung der Freianlagen vor der Stadtmauer
Mit den genannten Maßnahmen wurde das Stadtbild nachhaltig positiv verändert, die Wohnqualität für jeden einzelnen Anlieger verbessert. Alle aus der Planung resultierenden Veränderungen erfolgten unter Zustimmung der Anlieger, mit denen die Konzeption vor Baubeginn abgestimmt wurde. Um die baulichen Veränderungen möglichst kostengünstig für die Anlieger zu gestalten, wurden die Neubauten mit einfachsten Mitteln (unter Verwendung von modularen Elementen) realisiert.
Neugestaltung der öffentlichen Freianlagen - Erläuterung
Im Zuge der Arbeiten für den Hochwasserschutz wurde das Gelände vor der Stadt entlang des Mains angehoben. Dies bot die Gelegenheit für eine Neuordung und Neugestaltung der Freianlagen entlang des Mains.
Ziel dieser Maßnahme ist es den Bewohnern der angrenzenden Altstadtquartiere eine ansprechende, öffentliche Freianlage anzubieten. Diese soll ein Ausgleich für die beengten Verhältnisse in der historischen Altstadt sein, die keine privaten Freianlagen in nennenswertem Umfang erlauben.
Die Freianlage gliedert sich in mehrere Bereiche. Die Mainwiese, die vor dem Hochwasserschutz liegt, naturnahe Erholung bietet und über Furten einen direkten Mainzugang erlaubt. Die Uferpromenade, die auf der Böschungskrone einen Spazierweg mit als Terassen gestalteteten Aufweitungen und Aufenthaltsbereichen bietet.
Der Mainplatz als zentraler Ort der Freianlagen mit Veranstaltungspavillon und Bewirtungsflächen, sowie der angegliederte Maingarten mit diversen Aufenthaltsflächen, die zum gemeinsamen Erleben einladen, wie Wasserspielplatz, Boulebahn, Schachfeld und Rosengang.
Auszeichnungen und Preise
Das Projekt wurde, begleitend zur Planungs- und Bauphase, bewusst unabhängigen Gremien zur kritischen Prüfung vorgelegt, um eine Bestärkung der getroffenen Planungsentscheidungen zu erhalten. Im Rahmen dieses selbst auferlegten „Planungscontrollings“ erhielt das Projekt bisher folgende Auszeichnungen:
2007
Bauherrenpreis 2000-2006, Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg
2007
Auszeichnung »da! 2006«, Architektenkammer Berlin
2006
Nominierung für »365 Orte im Land der Ideen 2007«, Initiative der Bundesregierung und des Bundesverbandes der deutschen Industrie
2005
Auszeichnung »Wohnen im Zentrum – Strategien für attraktive Stadt- und Ortskerne«, Innenministerium, Ministerium für Arbeit und Soziales Baden-Württemberg
2004
Auszeichnung »BeispielhaftesBauen«, Architektenkammer Baden-Württemberg
2002
Auszeichnung »Zukunft für urbane Zentren, städtebaulicher Denkmalschutz und Stadtgestaltung«, Bundesbauministerium und Deutsche Stiftung Denkmalschutz.
Fotos: Franz Hofmann
Text / Gestaltung: Sylvia Bechtold