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Freudenbergs Wahrzeichen - die Freudenburg
Über Jahrzehnte hinweg setzte sich Herr Franz Hofmann bei Ämtern, Institutionen, Firmen und Sponsoren ein, Interesse an der Freudenburg zu wecken und diese wieder für alle zu einem Anziehungspunkt zu machen. Ihm gelang es, Herrn Thomas Steinmetz, Wiesbaden, zu einem einmaligen Expose über die Burg in Freudenberg zu gewinnen. Herr Steinmetz beschäftigte sich sehr intensiv mit allen historischen Unterlagen und konnte einen hervorragenden Bericht über dieses erhaltenswerte Burgobjekt zusammenstellen.
Der über Jahrhunderte andauernde Zerfall der Burg wurde durch das Engagement von Herrn Franz Hofmann und seinen Mitstreitern nunmehr aufgehalten, die Burg erwachte durch unzählige Stunden an Eigenleistungen unter widrigsten Bedingungen wieder zum Leben. Inzwischen werden in der sanierten Freudenburg Festspiele und viele weitere Veranstaltungen durchgeführt, diese lassen nicht vermuten, in welch desolatem Zustand sich die Burg vor Beginn der Initiative befand.
Heute ist die Freudenburg ein begehrtes und bekanntes Ausflugsziel, welches gerne besucht wird. Der einmalige Ausblick über das Maintal ist für alle Besucher den Weg wert.
Interessierte finden viele weitere Informationen zur Burg unter Baukunst Baden
Baugeschichte Burg von Thomas Steinmetz
Zur Baugeschichte der Burg Freudenberg am Main unter besonderer Berücksichtigung des Bergfriedes.
GeschichtlichesDas Bistum Würzburg gewann bereits um die Jahrtausendwende Einfluss, im Raum zwischen Odenwald und Bauland, als ihm die Benediktinerabtei Amorbach als Eigenkloster überantwortet wurde. Zum Ausbau seiner Vorherrschaft lief das Hochstift 1168 in der berühmten ,,Güldenen Freiheit" die gründliche Zerstörung der amorbachischen Vogteiburg Frankenberg verfügen. Jedoch brachte die Schleifung dieser Burganlage dem Bistum Würzburg keinen allzu großen Nutzen, schon kurz nach 1168 treten als neue Vögte des Klosters Amorbach die Herren von Dürn (Walldürn) aus dem Dunkel der Geschichte. Die Herkunft dieses Geschlechtes ist bis heute ungeklärt, es ist nicht auszuschließen, daß es sich um eine Nebenlinie o. ä. der 1168 entmachteten Herren von Frankenberg handelte. Bezeichnenderweise unternahm Konrad 1. von Dürn 1244 einen erfolglosen Versuch zum Wiederaufbau der zerstörten Burg Frankenberg, der durch Kaiser Friedrich II. und Papst Innozenz IV. unterbunden wurde.
Im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts liegt Ruprecht T. von Dürn, der erste und gleichzeitig bedeutendste Vertreter des Geschlechtes, nur wenige Kilometer südlich von Amorbach die berühmte Burg Wildenberg als neue Vogteiburg und Residenz erbauen. Schon Ende des 12. Jahrhunderts beherrschten die Herren von Dürn offenbar mehr oder weniger den Waldgürtel südlich des Mains zwischen den heutigen Städten Wertheim und Freudenberg, wodurch sie ohne Schwierigkeiten ins Maintal vordringen konnten.
Aufnahmen von Franz Hofmann
Parallel dazu hatten sich die Reichsschenken von Schüpf-Klingenberg auf der Spessartseite des Maines festgesetzt, wo ihre Burg Prozelten (Laufenburg oder Klingenberg, heute meist ,,Henneburg" genannt) entstand. Diese Situation war für Würzburg äußerst bedrohlich, sodaß es ratsam schien, sich in dieser Gegend ebenfalls einen festen Stützpunkt zu schaffen
Weitere Aufnahmen
Derselbe wird bereits im Jahre 1200 als ,,castrum Freudenberg" (nach anderer Angabe Frouwedenberch) in einer Urkunde erwähnt, welche besagt, daß Bischof Konrad von Würzburg den von Bischof Heinrich (III.) eingeleiteten Tausch eines Geländes, auf dem die Burg Freudenberg bereits erbaut ist, abschließt. Vertragspartner war bei diesem Tausch die Zisterzienserabtei Bronnbach im Taubertal, die für das Burggelände würzburgische Besitzungen in Wagenbuch bei Bronnbach erhielt. Bereits 1197 war der genannten Zisterze durch Bischof Heinrich III. ein predium zu Wagenbuch, das der Bischof eigens von seinen Vasallen zurückerworben hatte, übereignet worden. Man darf annehmen, daß in jenem Jahr bereits die Bauarbeiten, mindestens jedoch die Planung der neuen Burg im Gange war; das Predium zu Wagenbuch sollte sozusagen den Schadensersatz für die Abtei bilden.
Die Urkunde von 1200 scheint lediglich eine Bestätigung darzustellen. Bereits im Jahre 1197 haben sich einschneidende Begebenheiten ereignet, die für die noch unvollendete Burg (siehe Baugeschichte) von größter Bedeutung gewesen sein müssen: Bischof Heinrich III. starb bereits am 14. 4. 1197, sein Nachfolger Gottfried II. folgte ihm nach nur einem halben Jahr.
Ruprecht T. von Dürn, der in dieser Sache als direkter Gegenspieler des Bischofs angesehen werden muß, fertigte - offenbar in Vorahnung seines Todes - im Frühsommer 1197 sein Testament an, er war zu jenem Zeitpunkt ,,im Begriffe, nach Apulien zu reisen". Tatsächlich verliert sich nach dieser letzten Erwähnung seine Spur, er scheint noch im gleichen Jahr den Tod gefunden zu haben.
Ruprecht und Ulrich von Dürn
Ruprechts Sohn und Nachfolger Ulrich T. von Dürn hatte ein wesentlich besseres Verhältnis zu Würzburg, der Bau der ja vor allem gegen die Dürner gerichteten Burg Freudenberg hatte sich dadurch zwar nicht unbedingt erübrigt, genoß aber sicherlich nicht mehr die gleiche Priorität. Tatsächlich scheint der Bau dieser Burg aufgrund des Todes von Bischof Heinrich und Ruprecht von Dürn eingestellt, oder nur provisorisch vollendet worden zu sein (siehe Baugeschichte).
Die Schüpf-Klingenberger schützte man offenbar weniger gefährlich ein, so daß man sich mit Stückwerk begnügen konnte. Durch den würzburgischen Burgenbau fühlte allem Anschein nach das Erzbistum Mainz seine Besitzungen um das benachbarte Bürgstadt bedroht. Es liegt deshalb einige Kilometer mainabwärts - vermutlich als direkte Gegenburg - die erstmals 1226 genannte Burg Miltenberg erbauen. Leider ist das Alter dieser Anlage bislang nicht bekannt, möglicherweise war sie gerade vollendet, als Erzbischof Siegfried II. 1226 auf ihr urkundete; die etwas wohnliche Ausstattung ihres Bergfriedes (Kamin) spricht für diese Annahme, allerdings besitzt die Ringmauer einen für jene Zeit altertümlichen eiförmig-polygonalen Grundriss. Die zweite Bauphase der Burg Freudenberg (siehe Baugeschichte) datiert etwa in das zweite Viertel des 13. Jahrhunderts, es wäre denkbar, daß diese Ausbaumaßnahmen die direkte Reaktion Würzburgs auf die Errichtung der Burg Miltenberg darstellen. Es ist jedoch auch nicht auszuschließen, daß der Anlass die mit Konrad 1. wieder erstarkten Herren von Dürn waren.
Etwas unklar ist die Rolle der Grafen von Wertheim bei der Gründung der Burg Freudenberg, sie scheinen bereits seit dem frühen 13. Jahrhundert mindestens teilweise Lehensinhaber der Burg gewesen zu sein. Möglicherweise fühlten sie sich ebenfalls durch die Dürnsche Hegemonie bedroht, weshalb sie mit dem Bistum Würzburg hier gemeinsame Sache machten.
Auf jeden Fall konnten die Wertheimer 1287 über die Burg Freudenberg verfügen, denn in jenem Jahr entstand ein Vertrag mit Graf Heinrich von Henneberg, in weichem dieser versprach, dem Grafen Rudolf von Wertheim ein Drittel von Burg und Siedlung Prozelten zu überlassen und dafür seinerseits ein Drittel von Burg Laudenbach (bei Karlstadt) oder/und ein Drittel ,,castri et civitatis Freudinberc" zu erhalten. Von dieser Zeit ab war Freudenberg unangefochten als würzburgisches Lehen in der Hand der Grafen von Wertheim, mehrere Lehensbriefe sind bekannt; das unterhalb der Burg liegende suburbium wird bereits 1295 als oppidum bezeichnet.
Stadtrecht 1333 und Teilungsvertrag 1497
Gemeinsam mit Wertheim erhielt Freudenberg 1333 durch Ludwig den Bayern Gelnhuser Stadtrecht, das 1362 noch von Kaiser Karl IV. mit Zollrecht erweitert wird. In einem Teilungsvertrag wurden 1497 Burg und Stadt Freudenberg nebst einer jährlichen Rente von 500 Gulden Graf Erasmus (Asmus) von Wertheim zugesprochen, der die Burg letztmals erweitern ließ. Nach dem Erlöschen des Wertheimer Grafenhauses im Jahre 1556 fiel Freudenberg als erledigtes Lehen an das Bistum Würzburg zurück; es ist nicht auszuschließen, daß danach schon der Verfall der Burg begann. Die um 1590 auf der Burg inhaftierten Hexen waren vielleicht schon die einzigen ,,Bewohner" der Anlage. Die Zerstörung der Burg Freudenberg erfolgte angeblich 1631 durch die Schweden, die weitaus größten Schaden entstanden jedoch zweifellos durch Verfall und Vernachlässigung.
Lage
Wie die meisten Maintal-Burgen wurde auch Freudenberg in Hanglage errichtet; der Berghang fällt nur an zwei Seiten der Burg steil ab, so daß neben dein Halsgraben auch an der Westseite ein tiefer Graben ausgehoben werden mußte. Damit war eine nicht ungünstige topographische Lage mit einigem Aufwand erreicht worden, die der Burg bis zum verstärkten Auftreten der Feuerwaffen genügend Sicherheit bot.
Bergfried
Der ohne Zweifel interessanteste und auch imposanteste Teil der Burgruine ist der insgesamt etwa 30 Meter hohe, in der Art der ,,Butterfaßtürme" erbaute Bergfried. Gegenüber den ,,normalen" Butterfaßtürmen ist er jedoch dadurch gekennzeichnet, daß er nicht nur zwei, sondern drei verschieden große Absätze besitzt. Unter allen erhaltenen deutschen Burgtürmen ist er dadurch einzigartig (Der dritte Absatz der Burg Weida/Thüringen ist lediglich ein verteidigungsfähiger Steinhelm und ihr Bergfried deshalb nicht mit dem Freudenberger Turm auf eine Stufe zu stellen).
Die drei Absätze des Bergfriedes besitzen - dies vorweggenommen - ein unterschiedliches Alter, weshalb man sie getrennt untersuchen muß.
Bergfried Unterster Absatz
Der unterste Absatz besteht aus großformatigen Buckelquadern und ist über einem relativ hohen Sockel mit ebenfalls sehr großen, aber glatten Quadern errichtet; der aufwendige Abschluß des Sockels besteht aus Wulst und Kehle. Der unterste Absatz des Bergfriedes ist quadratisch, die Seitenlänge beträgt 14,65 m. Auffallend ist, daß Wulst und Kehle an der Ostseite des Bergfriedes nur auf wenigen Metern vorhanden und ansonsten durch grob behauenes, felsähnliches Mauerwerk ersetzt sind.
Es hat den Anschein, als sei der Turm an dieser Stelle direkt auf dein anstehenden Fels gegründet; der dadurch vorhandene Höhenunterschied gegenüber der Nordseite (Hof- und Talseite) dürfte die auffallende Höhe des Sockels bedingt haben. An der Bergseite (Süden) ist der Sockel vollständig durch Geröll verschüttet, es ist deshalb nicht festzustellen, ob er dort überhaupt vorhanden ist. An den Quadern des Sockels sind keinerlei Steinmetzzeichen festzustellen. Oberhalb des Sockels beginnen die insgesamt 17 Buckelquaderschichten des untersten Absatzes, die Schichtenhöhe variiert nur geringfügig. Dagegen ist die Länge der Buckelquader recht uneinheitlich, einige Exemplare erreichen bis zu 200 cm. Der Randschlag der Quader ist schmal, die Bossen sind bruchrauh; es sind weder Wolfs-, noch Zangenlöcher vorhanden.
Der Verfasser konnte an den Quadern 17 verschiedene Steinmetzzeichen feststellen, die sich an den meisten (aber nicht allen) Quadern finden. Da der unterste Absatz teilweise mit Geröll und Efeu bedeckt ist, muß damit gerechnet werden, daß sich die Zahl noch erhöht; deshalb wurde auf eine genaue mengenmäßige Erfassung verzichtet.
Im badischen Kunstdenkmäler-Inventar sind insgesamt 23 Steinmetzzeichen abgedruckt, jedoch nicht nach Absätzen getrennt; im Gegensatz zum Inventar hat der Verfasser dieser Zeilen geringfügig in Größe und Ausbildung abweichende Variationen nicht berücksichtigt, so daß sich die ZahI der Steinmetzzeichen auf 17 beschränkt.
Einige der Freudenberger Zeichen kommen auch an der benachbarten Burg Wildenberg vor, insgesamt sind die dortigen Exemplare jedoch ,,bildhafter" als in Freudenberg.
Unterster Absatz
Der unterste Bergfried-Absatz besitzt keinerlei Öffnungen, dagegen war nach Otto Piper an dem Umgang zwischen unterem und mittlerem Absatz eine ,,gezinnte Brustwehr" vorhanden, von der außer undefinierbarem Bruchsteinmauerwerk jedoch nichts mehr erhalten ist. Interessant sind dagegen die drei starken Konsolen an der hofseitigen Turmwand, die offenbar eine größere Pechnase mit zwei Gucklöchern trugen. Eine komplizierte Aufzugsvorrichtung, wie sie das KD-Inventar hier annimmt, kann der unvoreingenommene Betrachter hier nicht erkennen, auch wenn der Sinn einer Pechnase an dieser Stelle mehr als rätselhaft ist. Aufgrund der Formen und Formate der Buckelquader, der bildhaften Steinmetzzeichen und des Fehlens von Zangenlöchern dürfte der unterste Absatz des Bergfriedes in der Zeit um 1200 entstanden sein, genauer gesagt: in der Gründungszeit der Burg, um 1197.
Die Innenabmessungen des Bergfriedes sind völlig unbekannt, da das Turminnere noch nahezu unerforscht ist gibt die lichte Weite des untersten Absatzes mit ,,(angeblich) 6 m" an, was dem Verfasser dieser Zeilen durchaus glaubhaft erscheint. Der Innenraum wäre demnach 36 m2 groß, die Mauerstärke betrüge bei 14,65 Meter Seitenlänge über vier Meter.
Mittlerer Absatz
Durch die Unzugänglichkeit des Turms bedingt, konnte die Seitenlänge des zweiten Absatzes nur geschätzt werden, sie beträgt bei (zumindest annähernd) quadratischem Grundriß acht bis zehn Meter (Die Breite des Wehrganges am Absatz-Fuß die entsprechende Differenz). Die Außenschale des mittleren Absatzes ist ebenfalls aus Buckelquadern aufgeführt, die allerdings deutlich geringere Dimensionen besitzen und weniger sorgfältig bearbeitet sind, was jedoch auf die Witterungseinflüsse zurückgeführt werden könnte. Die Buckelquader des mittleren Absatzes besitzen nahezu ausnahmslos die am unteren Absatz fehlenden Zangenlöcher. Hier konnte der Verfasser lediglich 13 Steinmetzzeichen feststellen, die bis auf eine Ausnahme auch am untersten Absatz vorkommen (auch hier könnte sich die Zahl durch eine genaue Untersuchung noch erhöhen).
D. Leistikow datierte diesen Bergfried-.Absatz ,,um 1200"20), m. E. zu früh, denn die Hebezange taucht erst ab 1220-30 in größerem Maße auf, wenn auch z. T. wesentlich früher. Der zweite Absatz wird also kaum vor dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts entstanden sein. Auch der mittlere Absatz besaß angeblich einen Wehrgang mit Zinnen, sowie in ruinösem Zustand überkommene achteckige Tourellen an den Ecken. Zumindest die Tourellen entstanden nicht gleichzeitig mit dem zweiten Absatz, man könnte vermuten, daß sie zusammen mit dem dritten Absatz hinzugefügt wurden.
Der zweite Absatz besitzt knapp unterhalb seines Wehrganges einen offenbar relativ jungen Zugang mit rechteckigem Türgewände, der jedoch nicht ins Turminnere, sondern auf die Plattform führt. Die beiden zweifach abgetreppten Konsolen trugen vermutlich ein Türhäuschen.
Oberster Absatz
Jüngster Teil des Bergfriedes ist der dritte und oberste Absatz, der wiederum etwa zwei Meter zurückspringt und noch circa sechs Meter Seitenlänge besitzt. Der oberste Absatz besteht lediglich aus einfachem Bruchsteinmauerwerk, das größere Reste von wei1em Wandverputz aufweist. An der hofseitigen Wand sind ein kleines Fenster und der große rundbogige Eingang zum Turminneren vorhanden. Die Wehrplatte des obersten Absatzes ist noch leidlich er-halten; die vorkragende Brüstung ist von zwei Zinnenscharten durchbrochen, der Windberg dazwischen besitzt eine Schlitzschießscharte.
Die Datierung dieses Absatzes ist aufgrund fehlender Details schwierig; der Verfasser ist geneigt, sein Alter mit dem des Palas (bezeichnet 1361) in etwa gleichzusetzen.
Genese
Wie oben ausgeführt, dürfte der unterste Absatz des Turmes noch aus der Gründungszeit der Burg, also der Periode Bischof Heinrichs stammen. Auffallend ist die gewaltige Seitenlänge von 14,65 x 14,65 m mit der entsprechenden Mauerstärke von über vier Metern, sowie der große Innenraum von angeblich rund 36 m2 Fläche. Dies belegt, daß wir es hier mit einem übergroßen Bergfried zu tun haben, der sicherlich auch als stark befestigter Wohnturm gedacht war. Aufgrund der Erbauung Ende des 12. Jahrhunderts kann man den Freudenberger Turm (d. h. dessen untersten Absatz) sowohl als späten Übergangstyp Donjon-Bergfried ähnlich dem siebeneckigen Turm von Rieneck), als auch als frühen übergroßen Bergfried bezeichnen (Vergleichbare Türme wären hier der unvollendete Rundturm von GeInhausen (Ø 15,50), der als Ruine erhaltene runde Bergfried der Burg Dreieichenhain (0 14,80), oder auch die berühmten Türme von Besigheim).
Wie oben vermerkt, war Burg Freudenberg von Bischof Heinrich III. von Würzburg quasi als Gegenburg gegen die Anlagen der Herren von Dürn und der Reichsschenken von Schüpf-Klingenberg (Wildenberg und Prozelten) gedacht. Diese beiden Burgen besitzen gut erhaltene Buckelquader-Bergfriede mit nahezu identischen Abmessungen; der Prozeltener Turm besitzt 9,8 x 9,8 m im Quadrat, der Bergfried der Burg Wildenberg Seitenlängen von 9,80 x 9,85 m22), was auf eine Ungenauigkeit des Baumeisters zurückzuführen sein dürfte. Mit einer Höhe von ca. 25 Metern waren beide Türme Ende des 12. Jahrhunderts selten imposante Bauwerke, die die Macht ihrer Herren demonstrierten und demonstrieren sollten.
Die Vermutung ist berechtigt, daß Bischof Heinrich bewußt eine Seitenlänge von nahezu 15 Metern wählte, um durch den Bau des Freudenberger Turmriesen (der sicherlich eine dem Durchmesser entsprechende Höhe erreichen sollte) die Macht des Bistums gegenüber den Dürnern und Reichsschenken seinerseits zu demonstrieren. Daß der Freudenberger Turm ziemlich genau das anderthalbfache der Seitenlänge der anderen beiden Bergfriede besitzt, kann auf Zufall beruhen, darf hier jedoch nicht unerwähnt bleiben. Da der zweite Absatz nur wenige Jahrzehnte jünger ist und von einer Zerstörung nichts bekannt ist, scheint der unter Bischof Heinrich begonnene übergroße Bergfried nie über die heutige Höhe des untersten Absatzes von ca. 12 m hinausgekommen zu sein (Damit läge eine Parallele zu den Türmen in Gelnhausen und Frankfurt am Main vor).
Als Grund für die Baueinstellung wird man zunächst die immensen Kosten des Turmes vermuten, die die der übrigen Burg sicherlich übertroffen hätten. Doch dürfte in diesem Fall ein anderer Umstand dafür verantwortlich gewesen sein: Wie bereits erwähnt, starb Bischof Heinrich III., der Initiator dieses Burgenbaues am Main, im Frühjahr 1197, sein direkter Widersacher in dieser Region, Ruprecht I. von Dürn, scheint ihn nur um einige Monate überlebt zu haben; damit war der Bau des riesigen Turmes in Freudenberg gegenstandslos geworden, man konnte sich mit einem Provisorium begnügen und die Fertigstellung des Bergfriedes zunächst einmal aussetzen.
Turm
Wenn der Turm- und vielleicht der gesamte Burgbau zu Freudenberg möglicherweise bereits 1197 wieder eingestellt wurde, so stellt sich die Frage, wann mit den Bauarbeiten begonnen wurde. Die heute noch vorhandenen zwölf Meter des unteren Absatzes konnten sicher nicht in den wenigen Monaten des Jahres 1197 erstellt werden. Bedenkt man die erforderlichen Vorarbeiten auf dem Burggelände, so ist der Baubeginn wohl auf die Jahre 1195/1196 einzuengen. Der zweite Absatz des Bergfriedes ist aufgrund der zahlreichen Zangenlöcher sicherlich nicht vor dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts entstanden. Merkwürdig ist jedoch, da{ hier die gleichen Steinmetzzeichen wie am untersten Teil vorkommen; möglicherweise wurden sie der Einfachheit halber einfach übernommen.
Ein wichtiger Hinweis zur Datierung des zweiten Absatzes ist die Erbauung der mainzischen Gegenburg Miltenberg, die erstmals 1226 bezeugt, offenbar nur wenige Jahre älter ist (s. oben). Die Vermutung erscheint berechtigt, daß sich das Bistum Würzburg seinerseits durch die neue mainzische Burg zu einem Ausbau (bzw. Vollendung) seiner Burg Freudenberg genötigt sah. Es gibt dagegen keinerlei Anzeichen für den von W. Störmer vermuteten fieberhaften Ausbau der Freudenburg um 1200. Allerdings vollendete man den von Bischof Heinrich begonnenen Turm nicht in den ursprünglichen Dimensionen, sondern reduzierte ihn auf durchschnittliche Bergfried-Ausmaße, wodurch sich zwangsläufig die ,,Butterfaß"-Gestalt ergab. Es ist an dieser Stelle darauf hinzuweisen, daß die gerade im mittlerheinischen Raum weit verbreiteten Butterfaßtürme (genau gesagt ihre oberen Absätze) nicht vor dem 14. Jahrhundert entstanden sein dürften.
Der Freudenberger scheint somit der älteste aller Butterfaßtürme zu sein, eine Funktion als Vorbild oder Führungsbau ist jedoch unwahrscheinlich, der zeitliche Abstand zu den späteren Türmen ist einfach zu groß. Dagegen erfolgte die Errichtung des dritten Absatzes auf dem Freudenberger Turm analog zu den übrigen Butterfaßtürmen; der Verfasser ist geneigt, die Entstehung dieses Teiles in der zweiten Ausbauphase der Burg uni 1361 (Erbauung des Palas) anzunehmen.
Ringmauer
Der Grundriß der Kernburg-Ringmauer bildet ein Dreieck mit abgeschnittenen Ecken, er ist auffallend verwandt, bzw. genau das Spiegelbild des Grundrisses der etwa zwischen 1235 und 1245 entstandenen Burg Leofels im Jagsttal. Unverkennbar versuchte man hier, einen regelmäßigen Grundriß und den rechten Winkel zu verwirklichen, mußte sich jedoch der Lage auf dem engen und abfallenden Sporn anpassen, wodurch sich die Winkel leicht verschoben.
Die Ringmauer ist an der Bergseite an die SO- und SW-Ecke des Bergfriedes angelehnt, da die Anbindung aufgrund der Buckelquader des Turmes nicht im Verbund hergestellt werden konnte, ist das Mauerwerk an der Fuge durch die Witterung stark beschädigt. Die Bezeichnung ,,Schildmauer" trifft für den bergseitigen Ringmauerabschnitt nicht zu; die Ringmauer erreicht zwar (abgesehen von der Talseite) überall deutlich über zehn Meter Höhe, jedoch beträgt die Mauerstärke lediglich ca. 1,50 m. Innen- und Außenschale der Ringmauer bestehen aus hammerrechtem Schichtenmauerwerk, teilweise jedoch in qualitativ schlechter Ausführung. Lediglich die rechtwinklige NO-Ecke ist aus Buckelquadern (ohne Zangenlöcher) aufgeführt. Verschiedenerorts sind Bruchstücke von Mönch-Nonne-Ziegeln vermauert. Die Ringmauer war an der Außenseite verputzt, größere Flächen des weißen Wandverputzes sind erhalten.
Aufgrund des regelmäßigen Grundrisses der Ringmauer und der mangelhaften Anbindung an das Turmmauerwerk dürfte diese nicht bereits Ende des 12. Jahrhunderts erbaut worden sein; vielmehr könnte sie der gleichen Bauphase wie der zweite Absatz des Bergfriedes entstammen, also dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts. Es ist also zu vermuten, daß die erste Ausbauphase der Freudenburg neben der Vollendung des Bergfriedes auch die Erbauung der jetzigen Ringmauer umfaßte. Damit stellt sich natürlich die Frage nach dem Bering der Burg vor dieser Ausbauphase: da es wenig wahrscheinlich ist, daß eine erst wenige Jahrzehnte alte Ringmauer zugunsten der jetzigen abgebrochen wurde, dürfte der erste Bering nur provisorischen Charakter besessen haben und bestand vielleicht nur aus Holz. (Dies bestärkt auch die bei der Untersuchung des Bergfriedes erzielten Ergebnisse).
Wehrgang - Ringmauer
Die Ringmauer besitzt an der Ost- und Südwestseite einen aufwendigen steinernen Wehrgang, der auf von Pfeilern getragenen Rundbogen ruht. Die Pfeiler sind aus kleinen Quadern mit Zangenlöchern erbaut und 1,70 m stark; ihre Länge differiert zwischen 1,70 und 2,00 m. Auffallend verschieden sind auch die Abstände zueinander. Die Pfeiler besitzen keinen Mauerverbund mit der Ringmauer, wurden also erst nachträglich hinzugefügt. Zwischen Bergfried und Ostecke der Ringmauer fehlt der steinerne Wehrgang, dafür sind dort auf der Mauerkrone die Reste einer Tourelle erhalten, die offenbar hier den Wehrgang ersetzen sollte. Die Brüstung des Wehrganges (heute völlig verschwunden) besaß noch vor einigen Jahrzehnten breite Zinnen, die von Schlüsselscharten durchbrochen waren. Wenngleich die Schlüsselscharten theoretisch auch nachträglich in die Zinnen eingebrochen worden sein könnten, dürfte doch die gesamte Wehrgangkonstruktion gleichaltrig sein.
Zweifellos war dieser steinerne Wehrgang bereits zur Verteidigung mit Feuerwaffen vorgesehen, er wird wohl in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden sein. Erreichbar war der Wehrgang der Ringmauer angeblich durch eine Art Brücke über den untersten Absatz des Bergfriedes; der Bergfried war seinerseits durch eine große steinerne Treppe begehbar, die 1855 einstürzte. Da ihr Inhalt etwa 5000 Schuh3 betragen haben soll, scheint es sich um eine recht aufwendige Konstruktion gehandelt zu haben. Fraglich sind die Verteidigungseinrichtungen der Ringmauer vor Errichtung des steinernen Wehrganges. Aufgrund der geringen Meterstarke ist ein älterer steinerner Wehrgang unwahrscheinlich, vielmehr sollte man an einen vorkragenden hölzernen Wehrgang denken. An der talseitigen Ringmauer sind direkt unterhalb der heutigen Mauerkrone einige Konsolen auf der Außenseite vorhanden, die durchaus einen solchen Wehrgang getragen haben könnten. Dagegen gehört eine größere Anzahl von eng nebeneinanderliegenden Konsolen auf der Außenseite des westlichen Ringmauerabschnittes vermutlich zum späteren steinernen Wehrgang, da sie teilweise noch mit Steinplatten abgedeckt sind.
Tor - Kernburg
Das spitzbogige Tor der Kernburg liegt sinnigerweise an der Talseite der Ringmauer; die Tornische wird an der Innenseite von einem Segmentbogen abgeschlossen, die Torangelsteine sind noch vorhanden. An einigen Teilen des Torgewändes ist das Steinmetzzeichen ,,C" zu erkennen. Aufgrund der steilen Form des Spitzbogens kann dieses Tor nicht gleichzeitig mit der Ringmauer entstanden sein. Außerdem findet sich über dem Tor eine Wappentafel mit dem Allianzwappen Wertheim-Breuberg und der Jahreszahl 1499, was jedoch nichts über das Alter des Tores aussagen muß.
Entscheidend ist jedoch die Tatsache, daß sich an der Innenseite der Ringmauer, genau in Höhe des Tores, zwei Reihen steinerner Konsolen befinden, die nur von einem ehemaligen Gebäude stammen können. Eine dritte Reihe läßt sich außerdem rekonstruieren. An dieser Stelle muß also ursprünglich ein Stein- oder Fachwerkgebäude vorhanden gewesen sein, das vielleicht noch aus dem 13. Jahrhundert stammte. Da es das heutige Tor völlig überdeckte, muß, sich dieses bis zum Abbruch des Gebäudes an einer anderen Stelle befunden haben. Jedoch sind an keiner Stelle der gut erhaltenen Ringmauer Reste eines Tores vorhanden; es wäre allerdings möglich, daß es sich an der stark zerstörten Westseite der Ringmauer befand, an der heute der Palas angelehnt ist. Die Mauerstärke ist dort nach dem Grundriß des Kunstdenkmäler-Inventars auffallend schwach, was auf eine spätere Erneuerung hinweisen könnte. Sollte sich dort tatsächlich das ursprüngliche Tor der Kernburg befunden haben, so muß es während der Errichtung des Palas an die heutige Stelle verlegt worden sein; das dortige Gebäude mußte dafür geopfert werden.
Palas - Westecke Kernburg
Palas Der Palas befindet sich in der Westecke der Kernburg und besitzt eine Ausdehnung von rund 16 x 7,70 m. Seine Datierung bereitet erfreulicherweise keinerlei Schwierigkeiten, da sich am Giebel die Jahreszahl M CCC LX 1 befindet, die wohl das Jahr der Vollendung bezeichnet. Das Gebäude ist unterschiedlich gut erhalten, die östliche Schmalseite ist einschließlich Giebel vollständig vorhanden, die westliche Schmalseite dagegen völlig zerstört. Die beiden Längsseiten sind in Höhe von zwei Geschossen erhalten. In gutem Zustand befindet sich auch der große, tonnengewölbte Keller, der durch zwei Lichtschlitze erhellt wurde. Für die Rekonstruktion des ehemals viergeschossigen Gebäudes am wertvollsten ist naturgemäß die noch vollständig erhaltene Giebelseite.
Auffallend ist die aufwendige Ausführung der beiden Ecken, die größtenteils aus kleinformatigen Buckelquadern ohne Zangenlöcher bestehen (teilweise sehr breiter Randschlag). Lediglich die an die Ringmauer angelehnten beiden untersten Geschosse der talseitigen Ecke bestehen aus (allerdings sauber bearbeiteten) glatten Quadern. Das dritte Geschoß kragt über zweifach abgetreppten Konsolen vor, das vierte ist als Dachgeschoß zu bezeichnen. Der Giebel (auf dem heute noch originale Bieberschwänze hängen) ist als Treppengiebel ausgebildet; in der Mauerstruktur ist allerdings zu erkennen, daß ursprünglich ein glatter Giebel vorhanden war, der erst nachträglich mit Stufen versehen wurde. Die Giebelwand besitzt Öffnungen in allen Geschossen: Im ersten Geschoß findet sich lediglich eine Art Schlitzschießscharte von etwa 60 x 15 cm, von der aus das Tor bestrichen werden konnte.
Das zweite Geschoß besitzt die Reste (nur noch die Öffnung vorhanden) eines größeren Rechteckfensters, das vermutlich ähnlich wie die Fenster des dritten und vierten Geschosses aussah, welche ungleich besser erhalten sind. Diese beiden Geschosse besitzen je zwei Kreuzstockfenster, mit teilweise zerstörten Gewanden; abgesehen von einem der beiden im dritten Geschoß, das größere Abmessungen besitzt, entsprechen sie sich in Form und Dimensionen.
Repräsentativ gestaltet waren die beiden Längswände: Die nördliche, talseitige Längswand besaß im ersten Geschoß zwei größere Fenster, die zwar heute vermauert, aber durch die Mauerstruktur und die Entlastungsbögen noch erkennbar sind. Ferner sind hier noch ein kleines Rechteckfenster mit Wasserspeier, sowie die beiden Lichtschlitze des Kellers vorhanden. Das zweite Geschoß weist drei teilweise recht gut erhaltene große Kreuzstockfenster auf. In Höhe dieser Fenster sind zwei lange Balkenkanäle in der Außenmauer des Palas erhalten. In der südlichen, hofseitigen Längswand finden sich die Eingänge des Gebäudes, eine spitzbogige und eine rundbogige Pforte; ferner war noch eine dritte Tür vorhanden, die ebenfalls spitzbogige Form aufwies (Gewände zerstört). Das zweite Geschoß besaß ebenfalls drei große Fenster, die wohl denen der gegenüberliegenden Wand entsprachen, sie sind jedoch sehr stark zerstört.
Innerhalb der Palasruine befindet sich übrigens ein großer Mühlstein, der nur von einer dort untergebrachten kleinen Mahlmühle stammen kann. Die zahlreichen Rechteck- und Kreuzstockfenster verraten, daß der Palas nach 1361 noch einmal modernisiert wurde. Man darf mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit annehmen, daß diese Arbeiten unter Graf Erasmus (Asmus) ausgeführt wurden, der 1497 vertragsgemäß Burg Freudenberg erhielt, jedoch bereits 1507 starb. Der Treppengiebel dürfte in seiner jetzigen Form der gleichen Periode entstammen.
Zweites Gebäude - Kernburg
Zweites Gebäude in der Kernburg In der NO-Ecke der Kernburg befindet sich ein zweites steinernes Gebäude, das allerdings sehr stark zerstört ist. Es besteht aus einem älteren Kern und einer späteren Erweiterung, die in Richtung des Bergfriedes an den älteren Teil angefügt wurde. Die von der inneren Raumaufteilung erhaltenen drei Konsolen im Zuge der östlichen Ringmauer lassen keine Rekonstruktionen des Gebäudes zu, es scheinen jedoch mindestens drei Geschosse vorhanden gewesen zu sein. Der ältere Teil in der Nordostecke ist leider am stärksten zerst6rt, seine hofseitige Ecke ist aus Buckliquadern aufgeführt. Zwei vermauerte Fenster sind in der talseitigen Ringmauer zu erkennen. Im zweiten Geschoß durchbricht an der Ostseite der Ringmauer ein aufwendiger Erker das Mauerwerk; seinen Formen nach entstand er im späten 15., oder 16. Jahrhundert. Von dem angebauten jüngeren Teil stehen größtenteils noch zwei Geschosse aufrecht.
In der westlichen Schmalseite sind in beiden Geschossen je ein spitzbogiges Fenster vorhanden; ob sie jemals ein Gewände besaßen, muß aufgrund des sorgfältigen lagerhaften Mauerwerks bezweifelt werden. Die längere Südseite besaß im oberen Geschoß drei große rechteckige Fenster, vermutlich Kreuzstockfenster. In der Südwestecke befand sich in Form eines separierten quadratischen Raumes (s. Grundriß) eine Brunnenstube. Die Datierung dieses Gebäudes ist schwierig, den älteren Teil könnte man aufgrund der Buckelquaderecke als gleichaltrig wie den Palas ansehen. Die Erweiterung und der Erker im alten Teil gehören vielleicht zu den Baumaßnahmen des Grafen Erasmus. Der Zweck dieses -Gebäudes ist den vorhandenen Resten nicht zu entnehmen, es handelt sich aber sicherlich nicht um ein Wirtschaftsgebäude, wie das Kunstdenkmälerinventar vermutet. Es wäre jedoch denkbar, daß sich die erstmals im Jahre 1400 bezeugte Burgkapelle hier befand, zu der auch der Erker (der allerdings späteren Datums ist) gehört haben könnte.
Drittes Gebäude - Kernburg
Drittes Gebäude in der Kernburg Zwischen Bergfried und Palas sind geringe Reste eines dritten Gebäudes erhalten, vorhanden sind jedoch nur noch zwei kurze Mauerstümpfe und der Rest eines Tonnengewölbes. Ferner befindet sich neben diesen Gebäuderesten und dem Palas ein gut erhaltener Keller mit Tonnengewölbe; ein Rest des dazugehörigen Gebäudes könnte die einzelne Konsole sein, die sich an einem der Wehrgang-Pfeiler befindet.
Vorburg - Kernburg
Der Kernburg ist talseits eine rechteckige Vorburg mit etwa 2400 m2 Fläche vorgelagert. Ihre Umfassungsmauer dient größtenteils als Futtermauer, es ist anzunehmen, daß die Vorburg nur durch aufwendige Erdaufschüttungen angelegt werden konnte. Reste der sicherlich ehemals vorhandenen Gebäude aller Art sind nicht zu erkennen, es ist zu vermuten, daß dieselben lediglich aus Holz oder Fachwerk bestanden. In der Nordostecke der Vorburg befinden sich die Reste einer kleinen Pforte mit Teilen des (vermutlich rundbogigen) Torgewändes.
Eine Zugbrücke scheint nicht vorhanden gewesen zu sein, dagegen ist der als Treppe gestaltete Torweg noch erhalten. Auf der Mauerkrone der nahen Ecke befinden sich Oberreste einer runden Tourelle auf Konsolen. Von einem kleinen runden Eckturm (der auf dem Grundriß des KunstdenkmäIer-Inventares eingezeichnet ist) gibt es dagegen keine Spur.
Die Umfassungsmauer der Vorburg ist mit zahlreichen rechteckigen Schießscharten bewehrt, welche Nischen für die Prellbalken der Hakenbüchsen besitzen. Diese Schießscharten genügten offenbar zur Verteidigung, Spuren eines zusätzlichen Wehrganges finden sich jedenfalls nicht. Die Nordwestecke der Vorburg ist mit einem interessanten und gut erhaltenen Batterieturm verstärkt: Dieser ursprünglich viergeschossige Turm besitzt 11,20 m Durchmesser bei einer Mauerstärke von ca. 3,70 m im zweiten Geschoß. Das Erdgeschoß des Turmes ist verschüttet und besitzt drei Schießscharten für Handfeuerwaffen, die den Graben und das Vorgelände bestreichen konnten.
Eine dieser Scharten besitzt eine ganz eigenartige Form, sie besteht nämlich aus drei nebeneinanderliegenden schmalen Schlitzen. (Ähnliche Schießscharten auch auf Burg Breuberg). Im zweiten Geschoß befindet sich der (vom Vorburgniveau aus) ebenerdige Eingang des Batterieturmes in recht aufwendigen gotischen Formen. In diesem Geschoß sollten augenscheinlich größere Geschütze aufgestellt werden, drei Nischen mit den entsprechenden Scharten sind vorhanden. Während zwei der Schießscharten als Maulscharten ausgebildet sind, besitzt die dritte eine abgetreppte Leibung; die beiden Tore der Burg konnten durch die Geschütze dieses Geschosses bestrichen werden. Über eine schmale Steintreppe gelangt man zum dritten Geschoß des Turmes, das gleichfalls vorkragt. Es besitzt acht Schießkammern für Handfeuerwaffen mit den zugehörigen rechteckigen Schießscharten; der gut erhaltene Wehrgang besitzt eine ringförmige Abflußrinne mit dem entsprechenden Wasserspeier. Außerdem sind hier zwei ehemalige Türen vorhanden, von denen die hofseitige als ehemaliger separater Eingang dieses Geschosses angesehen werden muß.
Das zweite Türchen wird an der Außenseite von zwei doppelt abgetreppten Konsolen flankiert, die eigentlich nur eine Pechnase getragen haben können. Da auch das dritte Geschoß eine kleine Steintreppe besitzt, muß ursprünglich noch ein viertes Geschoß vorhanden gewesen sein; da es restlos verschwunden ist, bestand es vielleicht aus Fachwerk. Ein Kegeldach dürfte der obere Abschluß des Turmes gewesen sein, der Sinn der Wasserrinne (?) im dritten Geschoß ist unklar. Wie bei vielen Suburbien sind auch bei Burg Freudenberg Flügelmauern der Stadtbefestigung an die Burg angeschlossen, nämlich an den beiden talseitigen Ecken der Vorburg.
Die Vorburg entstand ihrem Erscheinungsbild nach einheitlich in der letzten Ausbauphase der Burg unter Graf Erasmus (1497-1507). Parallel dazu entstanden auf der Burg Breuberg im Odenwald weitaus bedeutendere Außenanlagen, bestehend aus dem aufgeschütteten Vorwerk, der ,,Schütt", sowie den vier massiven Batterietürmen.
Toranlage
Neben dem oben erwähnten kleinen Tor in der Vorburg besitzt der Freudenberg noch eine zweite, allerdings wesentlich kompliziertere Toranlage, deren Aufbau eine gesonderte Beschreibung rechtfertigt. Das äußerste Tor ist in den Ringgraben vorgezogen und durch zwei kurze Mauerflügel mit der übrigen Burg verbunden. Es hatte vermutlich rundbogige Form und besaß eine in Resten noch erkennbare Zugbrücke; unter der Torschwelle sind teilweise verschüttete Reste zweier Schießkammern o. a. erhalten. Auf der Mauerkrone neben dem Tor ist der Unterbau einer runden Tourelle (wie am kleinen Tor) erhalten; es ist anzunehmen, daß die gegenüberliegende Ecke ebenfalls ein solches Türmchen besaß. Zur Verteidigung konnte auch der zwingerartige Zwischenraum zwischen erstem und zweitem Tor benutzt werden; zwei Schießscharten konnten den talseits vorgelagerten Graben bestreichen. Ferner sind zwei kleine Schlupfpforten erhalten, die in die Vorburg und das bergseitige Vorwerk (siehe dort) führten. Der gesamte Torbereich konnte durch einen in der SW-Ecke befindlichen schlanken quadratischen Turm beobachtet und bekämpft werden. Der aus grobem Quadermaterial mit Zangenlöchern bestehende Turm weist außer einigen kleinen rechteckigen Öffnungen keine architektonischen Details auf.
Auf der zerfallenen Mauerkrone sind undefinierbare Reste irgendwelcher Verteidigungseinrichtungen (?) erhalten. Dieser Turm war sicherlich zur Verteidigung des Torweges geeignet, doch erscheint er für die Erbauungszeit der Vorburg als konservatives, wenn nicht sogar überholtes Bauelement (Man vergleiche hierzu die fortschrittliche Grabenstreiche der nahegelegenen Burg Collenberg (Abbildung in Pipers Burgenkunde). Direkt neben dem Turm befindet sich das gut erhaltene zweite Tor; das rundbogige Gewände und die Torangelsteine sind noch erhalten. Von hier führte der Torweg, von der Ringmauer der Kernburg und einer parallel verlaufenden Mauer eingegrenzt, als eine Art Torzwinger zum etwa 15 m entfernten dritten Tor. Das gleichfalls rundbogige dritte Tor weist als einziges Nischen auf, die einen zur Verrammelung des Tores dienenden Holzbalken aufnahmen.
Hinter dem dritten Tor folgt erneut ein abgeschlossener Raum, der auf drei Seiten Tore besaß; nämlich das oben erwähnte dritte Tor, das Tor der Kernburg (s. dort), sowie ein völlig zerstörtes viertes Tor, das endlich in die Vorburg führte. Die parallel zur Kernburg-Ringmauer liegende vierte Seite besitzt dagegen einen steinernen Wehrgang (ähnlich dem der Kernburg), der mit einer achteckigen Tourelle ausgestattet war. Dieser Wehrgang war nur von Nutzen, wenn ein Angreifer bereits die Vorburg, nicht jedoch den Torzwinger eingenommen hatte. Die Toranlage dürfte aufgrund der rundbogigen Pforten in ihrer jetzigen Form gleichzeitig mit der Vorburg entstanden sein, könnte im Kern allerdings durchaus älter sein. Dies trifft vor allem auf den quadratischen Turm zu, der für die Zeit um 1500 eine doch sehr antiquierte Befestigungsweise darstellt.
Vorwerk
Zur Sicherung der gefährdeten Bergseite besitzt die Burg Freudenberg ein eigenartiges Vorwerk, das sich vor die gesamte Süd- und Westseite der Kernburg legt. Es besteht aus zwei zwingerartigen Mauern mit aufgeschüttetem, ca. zehn bis zwölf Meter breitem Zwischenraum. Die Verwandtschaft zum Vorwerk der Burg Breuberg ist unverkennbar. Beide Mauern waren offensichtlich an die Toranlage angebunden (wo sie allerdings völlig zerstört sind), um sich bogenförmig vor die Kernburg zu legen und sich östlich derselben zu vereinigen. Die äußere der beiden Mauern besitzt drei kleine Rundtürme, die allerdings kaum vor die Mauerflucht treten; einer von ihnen ist gut erhalten, er ähnelt im äußeren Erscheinungsbild dem großen Batterieturm. Zugänglich war das Vorwerk durch eine kleine Schlupfpforte mit Treppe an der Toranlage; ein weiterer Zugang war offensichtlich in Höhe des Bergfriedes vorhanden, ist jetzt jedoch stark verschüttet.
Ohne Zweifel wurde das Vorwerk gleichzeitig mit der Vorburg angelegt; man nahm dabei in Kauf, daß dafür der größte Teil des Halsgrabens aufgeschüttet werden mußte, was den Wert des neuen Vorwerkes natürlich beeinträchtigte. Bemerkenswert ist jedoch, daß an der Außenseite der inneren Futtermauer des Vorwerks ein aus nur zwei Jochen bestehender Rest eines Rundbogenfrieses erhalten ist, was an dieser Stelle merkwürdig erscheint (Außerdem wird der Rundbogenfries nach der Mitte des 15. Jahrhunderts nur noch selten verwendet).
Des weiteren besitzt die innere Futtermauer östlich der Kernburg einen kurzen Mauerstummel (siehe Grundriß), der sich wohl ursprünglich parallel zur Kernburg-Ringmauer talwärts fortsetzte. Diese innere Mauer könnte demnach der Rest einer älteren Zwingermauer sein, die um 1500 mit einer zweiten, neuerrichteten Außenmauer zum Vorwerk ausgebaut wurde. An der Talseite ist der ehemalige Zwinger möglicherweise in der parallel zur Kernburg verlaufenden Mauer zu suchen, die jetzt den Torweg begrenzt (dieser Mauerzug ist jedoch größtenteils völlig vom Erdboden verschwunden). Dies wäre auch eine Erklärung dafür, daß sich die Mauer über das vierte Tor hinweg ein kurzes Stück in Richtung Osten fortsetzt (siehe Grundrill).
Der schlanke Viereckturm in der Vorburg könnte die Toranlage dieses vermuteten Zwingers flankiert haben und später in die neue Toranlage mit einbezogen worden sein.
Zusammenfassung
Burg Freudenberg war als würzburgische Gegenburg zur Eindämmung des Vormachtstrebens der Herren von Dürn und der Reichsschenken von Schüpf-Klingenberg von Bischof Heinrich III. geplant und wurde zwischen 1195 und 1197 begonnen. Aufgrund des Todes von Bischof Heinrich (und Ruprechts T. von Dürn?) wurde der Bau des übergroßen Bergfriedes und vermutlich auch der übrigen Burg bereits im Jahre 1197 eingestellt bzw. provisorisch vollendet.
Erst im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts wurde der Bergfried in reduzierter Form vollendet und wohl auch die bestehende Ringmauer errichtet (Erste Ausbauphase). Ein Wohn- oder Wirtschaftsgebäude aus jener Zeit war möglicherweise das an der Stelle des jetzigen Tores ehemals vorhandene Bauwerk. In einer zweiten Ausbauphase urn 1361 entstanden der Palas, wahrscheinlich das zweite Steingebäude der Kernburg und der oberste Absatz des Bergfriedes und möglicherweise eine äußere Ringmauer. Wohl zu Anfang des 15. Jahrhunderts ersetzte man ältere Verteidigungseinrichtungen der Kernburg-Ringmauer durch einen steinernen Wehrgang, der bereits zur Verteidigung mit Feuerwaffen konzipiert war.
In der letzten Ausbaustufe zwischen 1497 und 1507 wurden die große Vorburg, das bergseitige Vorwerk und die komplizierte Toranlage errichtet; die beiden letzten An-lagen vermutlich unter Verwendung bereits vorhandener Befestigungsanlagen. Diese Umbauten verwandelten die mittelalterliche Burg Freudenberg in ein zeitgemäß, stark befestigtes Bergschloß der Renaissance, ähnlich den Burgen Wertheim und Breuberg. Der Verfall der Burg begann möglicherweise bereits nach dem Erlöschen der Grafen von Wertheim im Jahre 1556 und dem dadurch erfolgten Rückfall des Lehens an das Bistum Würzburg. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden bescheidene Erhaltungsmaßnahmen, sowie nicht näher bezeichnete ,,Verschönerungen" vorgenommen; bescheidene Restaurierungen auch Anfang dieses Jahrhunderts (Inschrift am Batterieturm).
Aus Liebe zur Burggeschichte
Luftbild Burg 2015
Verfasser
Thomas Steinmetz, Brensbach
Copyright Fotos: Franz Hofmann
Design/Gestaltung: Sylvia Bechtold